Nachhaltiges Bauen im Bestand: Ein Weg zur Ressourcenschonung
veröffentlicht am 20. Juli 2023
Bauen im Bestand – was hat es damit auf sich?
Beim Bauen im Bestand geht es um die Entwicklung und Veränderung von bereits bestehenden Gebäuden und Bausubstanzen, anstatt neue Gebäude von Grund auf zu errichten. Das kann eine Instandhaltung, Rekonstruktion/Restaurierung, Modernisierung oder energetische Sanierung sein. Bestandsbau wird vor allem aufgrund mangelnder Baugrundstücke und bei erhaltungswerten (denkmalgeschützten) Gebäuden betrieben. Es ist somit ein Weg zur Ressourcenschonung, da überwiegend bereits vorhandene Materialien genutzt werden.
Sechs Fragen an den Architekten Peter Cachola Schmal
1. Vor welchen Herausforderungen steht die Bauwirtschaft?
Die Bauwirtschaft, also die Errichtung und der Betrieb von Hochbauten ist verantwortlich für 40 % der CO2-Emissionen in Deutschland. Das liegt genauer am Zement im Beton sowie Kalk und Gips, die unter sehr hohen Temperaturen und mit einer großen Menge an Energie hergestellt werden müssen. Beim Recycling-Beton mit geschreddertem Beton anstatt natürlichem Kies braucht man sogar noch mehr Zement, um ihn gleichwertig zum Kleben zu bringen. Der weltweite Flugverkehr ist dagegen nur für 3 % verantwortlich. Außerdem verbraucht die Bauwirtschaft fast die gesamten lokalen mineralischen Ressourcen (Steine, Sand und Kies) und ist wegen der großen Menge an Bau- und Abbruchabfällen verantwortlich für über 50 % des gesamten deutschen Müllaufkommens.
Wir müssen diesen großen Sektor also sehr schnell transformieren, aufgrund seiner großen Hebelwirkung. Vor diesem Hintergrund muss man auch derzeit die erregten Debatten um die Notwendigkeit und Schnelligkeit bei der Implementierung des Heizungsgesetzes sehen.
2. Warum ist das Thema Bauen im Bestand heutzutage so wichtig?
Wenn ein Bauwerk gar nicht erst nicht abgerissen wird, weil es umgebaut werden kann und daher der sogenannte „Ersatzneubau“ gar nicht erst entsteht, können schlagartig sehr große Mengen CO2 eingespart werden. Bei heutigen Bauwerken entstehen rund die Hälfte aller CO2-Emissionen während der Bauzeit, die zweite Hälfte im Verlauf der nächsten 50 Jahre Betrieb. In künftigen, besser gedämmten Bauten wird dieses Verhältnis sogar bis zu 75 % zu 25 % betragen. Das heißt, die Frage des Abbruchs wird sogar noch wichtiger werden.
3. Worin liegen die Vorteile beim Bauen im Bestand?
4. Gibt es bereits heute Bauprojekte, bei denen „Bauen im Bestand“ sehr gut funktioniert hat?
5. Welche Rolle spielen Neubauten in der Zukunft noch?
In anderen Gegenden der Welt, deren Bevölkerung weiterhin dynamisch wächst wie in Subsahara Afrika oder Bangladesch und Indien muss weiterhin neu gebaut werden, weil ein Bestand entweder gar nicht erst vorhanden ist oder viel zu wenig Dichte ermöglicht. In Südostasien, Korea und China wird grundsätzlich alles abgerissen. Tabula Rasa ist die Standardlösung, Bestand und Historie haben als Konzept in konfuzianischen Kulturen keinerlei Bedeutung – da fällt das Umdenken noch schwerer.
Wenn wir also innovative Lösungen finden - beispielsweise in tauglichen Ersatzstoffen für Zement im Beton, für Gipskartonplatten oder Kalksandsteine – können diese auch in den weltweiten Neubauländern einen großen Beitrag zur CO2-Reduktion leisten.
6. Was ist mit Bauen im Bestand mit bestimmten Materialien möglich hinsichtlich energetischer Auswirkungen?
Bestandsmaterialien im Einsatz: Praktische Tipps für den eigenen Bau
Anbieter von recycelten und umweltfreundlichen Baumaterialien

- Leipfinger Bader: Das Unternehmen bietet verschiedene Ziegelsysteme für einen nachhaltigen Wohn- und Objektbau an.
- Restado: Ein digitaler Marktplatz für den Kauf und Verkauf von überschüssigen und rückgebauten Baumaterialien, wie Recycling-Beton, Dachziegel, Fliesen und Steine bis hin zu Altholzbrettern.
- Hellerwald: Die Firma Hellerwald verkauft und liefert Recycling-Baumaterialien wie RC-Sand, RC-Gemisch oder RC-Frostschutz etc.. Außerdem kann alter Schutt an die Firma geliefert werden, die diesen sinnvoll wiederverwendet.
- RecPro: RecPro ist der Spezialist für Recycling-Kunststoffprodukte, dazu gehören Terassen- und Stegbohlen, Balken/Schwellen, Zäune etc.
- Kellerer ZMK Ziegelsysteme: Das Unternehmen produziert nachhaltige Ziegel, unter anderem wiederverwertbare und nachhaltige hergestellte Außenwandziegel.