Da wächst was: Begrünung von Gebäuden
Grün ist im Trend: An immer mehr Gebäuden sind Gründächer zu sehen oder Kletterpflanzen, die sich an der Fassade hochranken. Die Bepflanzung von Gebäuden bringt viele Vorteile mit sich. Allerdings ist bei Planung und Durchführung Professionalität gefragt, um Probleme oder gar Schäden am Haus zu vermeiden.
Welche Vorteile bringt die Gebäudebegrünung?
Pflanzen auf Dächern, an Fassaden und in Innenhöfen bringen sowohl für die Bewohnerinnen und Bewohner als auch für die im Umfeld lebenden Menschen Vorteile mit sich.
Verbesserung des Wohnklimas im Haus
Schon lange ist bekannt: Wer Pflanzen im Haus hat, kann sein Raumklima verbessern. Auch eine grüne Außenseite des Hauses wirkt sich positiv auf das Leben in den Innenräumen aus:
- Pflanzen an Fassaden und auf Dächern verbessern die Wärmedämmung an kalten und den Hitzeschutz an heißen Tagen.
- Für zusätzliche natürliche Kühlung bei Sommerhitze sorgt die Verdunstungskälte, wenn die Blätter Feuchtigkeit an die Luft abgeben.
- Pflanzen können Feinstaub und Schadstoffe aus der Luft filtern und damit die Qualität der Raumluft verbessern.
- Begrünte Innenhöfe, Balkone und Terrassen schaffen auch bei dichter Bebauung kleine Wohlfühloasen.
Positive Wirkungen für das Umfeld
Alle Immobilienthemen im Blick?
Nicht zuletzt wirken sich Pflanzen auf das soziale Leben im Quartier aus: Wo schattige Plätze zum Verweilen einladen, entsteht Raum für Begegnungen – und auf vielen begrünten Flachdächern von Wohnblocks sind mittlerweile kleine Gärten angelegt, die von den Bewohnerinnen und Bewohnern gemeinschaftlich bewirtschaftet und gepflegt werden.
Wann ist ein Gründach möglich?
Nicht jedes Gebäude eignet sich für die Dachbegrünung. Wer die Bepflanzung seines Daches in Erwägung zieht, sollte daher zuallererst prüfen, ob die Voraussetzungen dafür gegeben sind.
Dachneigung
Bei der Begrünung von Sattel-, Walm- oder Pultdächern muss sichergestellt sein, dass Erde und Pflanzen nicht ins Rutschen geraten. Je nach verwendeten Dichtungs- und Aufbauprodukten sind Gründächer bis zu 15 Grad Dachneigung ohne weitere Sicherungsmaßnahmen realisierbar.
Steilere Dächer müssen mit speziellen Strukturelementen ausgerüstet werden, die ein Abrutschen der Begrünung verhindern. Ab einer Dachneigung von 45 Grad ist im Regelfall keine Begrünung mehr möglich.
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Statische Voraussetzungen
Neben der Dachneigung spielt auch die Statik eine wichtige Rolle bei der Planung von Gründächern. Schließlich muss das Dach nicht nur die Last der Erde und der Pflanzen, sondern auch bei Regen das vom Dach zurückgehaltene Wasser oder im Winter die Schneelast tragen.
Welche Belastung das Dach aushalten muss, hängt von der Art der Begrünung ab. Die so genannte extensive Begrünung mit einer eher dünnen Substratschicht und kleinbleibenden Pflanzen stellt geringere Ansprüche als ein intensiv begrüntes Dach, auf dem auch Stauden oder sogar kleiner Bäume wachsen sollen. Eine extensive Begrünung erfordert pro Quadratmeter eine zusätzliche Belastbarkeit von 60 bis 150 Kilogramm. Bei intensiver Begrünung muss das Dach hingegen in der Lage sein, bis zu 300 Kilogramm zusätzliche Belastung pro Quadratmeter aufzunehmen.
Tipp
Holen Sie bei den Planungen für eine Dachbegrünung frühzeitig einen Statiker mit ins Boot. Dieser kann nicht nur die Tragfähigkeit der Dachkonstruktion berechnen, sondern im Bedarfsfall auch prüfen, ob sich die Belastbarkeit durch das Anbringen von zusätzlichen Balken oder Stützpfeilern erhöhen lässt.
So kommt Leben in die Fassade
Die Begrünung der Fassade stellt andere Anforderungen als ein Gründach. Je nach eingesetztem System sollten vor dem Anbringen der Pflanzen und Rankhilfen Schäden wie Risse oder loser Putz ausgebessert werden. Besonders wichtig ist hier die Auswahl der Pflanzen, denn an einer sonnenexponierten Südfassade ist eine andere Bepflanzung geeignet als an einer kühlen und schattigen Nordwand. Darüber hinaus stellt sich die Systemfrage: Soll es eine boden- oder eine wandgebundene Begrünung werden?
Bodengebundene Fassadenbegrünung
Bei der bodengebundenen Fassadenbegrünung wachsen die Pflanzen direkt am Haus im Boden oder in Kübeln und ranken sich an der Außenwand hoch. Dabei gibt es zwei Varianten:
- Gerüstkletterpflanzen benötigen eine Rankhilfe, beispielsweise in Form eines Gitters, um nach oben zu wachsen. Das bringt im Vorfeld der Begrünung einigen handwerklichen Aufwand mit sich, weil die Rankhilfen stabil in der Wand verankert werden müssen. Bei Wänden mit Wärmedämmung sollte dies von Fachleuten durchgeführt werden, um die Stabilität zu gewährleisten und Wärmebrücken zu vermeiden. Dafür ist das Entfernen von Pflanzen oder eine Änderung der Bepflanzung problemlos möglich.
- Selbstklimmer halten sich mit kleinen Wurzeln oder Haftscheiben an der Fassade fest und benötigen keine Rankhilfe. Damit entfällt der Aufwand für das Montieren eines Rankgitters. Allerdings sind nicht alle Fassaden für Selbstklimmer geeignet, und wenn bereits Schäden wie beispielsweise Risse vorhanden sind, können sich diese durch das Eindringen der Wurzeln verschlimmern. Wenn Pflanzen entfernt werden, kann der Putz bröckeln oder durch zurückbleibende Wurzelteile und Verfärbungen unansehnlich werden.
Welche Pflanzen benötigen eine Rankhilfe und welche nicht?
Gerüstkletterpflanzen mit Rankhilfe:
- Clematis
- Kletterrosen
- Hopfen
- Schlingknöterich
- Weinreben
Selbstklimmer ohne Rankhilfe:
- Efeu
- Wilder Wein
- Kletterhortensie
Wandgebundene Fassadenbegrünung
Mit wandgebundenen Begrünungssystemen können Pflanzen direkt an der Fassade wachsen. Meist kommen dabei Module zum Einsatz, die bereits ein Substat und die Bepflanzung enthalten. Diese werden dann direkt an der Außenwand angebracht. Damit lässt sich schnell eine großflächige Begrünung realisieren. Allerdings sind die Kosten für Material und Montage hoch, und die Pflege und Bewässerung ist komplizierter als bei bodengebundener Begrünung. Die wandgebundene Fassadenbegrünung kommt eher bei größeren Gebäuden wie Mehrfamilienhäusern oder Bürogebäuden zum Einsatz.
Mögliche Nachteile und Risiken
Grüne Dächer und Fassaden bringen viele Vorteile mit sich, sind jedoch nicht ganz frei von Nachteilen und Risiken. Ein Nachteil liegt im Aufwand für die Pflege des Dachs bzw. der Fassade. Vor allem bei intensiver Dachbegrünung nimmt die Pflege des Bewuchses einige Zeit in Anspruch. Gleiches gilt für die Bewässerung und Pflege von Fassadenpflanzen.
Risiken verbergen sich vor allem in der nicht fachgerechten Auswahl der Pflanzen, wenn die Fassage in Eigenregie begrünt werden soll. Passen Selbstklimmer nicht zum Material der Außenwand, können gravierende Schäden an der Fassade entstehen. Wenn die Pflanzen nicht mit dem Standort harmonieren, weil es für sie zu sonnig oder zu schattig ist, bleibt der Bewuchs kümmerlich. Daher sollten Eigentümer den Rat von Fachleuten einholen, bevor sie ihre Fassade bepflanzen. Weil Pflanzen ein Lebensraum für Insekten sind, kann die Begrünung von Dach und Fassade zu ungebetenen Gästen im Haus führen – vor allem dann, wenn sich intensiver Bewuchs in der Nähe von Fenstern befindet. Abhilfe schafft entweder ein Rückschnitt der Bepflanzung oder das Anbringen von Insektengittern.