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Recycling-Häuser: Wiederverwertung von Baustoffen

Das Wichtigste im Überblick Zwar gibt es experimentelle Bauprojekte zur Erprobung von Recycling-Baustoffen. Doch bislang konnten sich nur wenige Baustoffe aus Altmaterial am Markt etablieren. Recyclingmaterial ist in Gebäuden vor allem in der Dämmung sowie bei kreativen Projekten im Innenausbau zu finden. Bauherren können schon heute darauf achten, dass das Gebäude später einmal beim Rückbau möglichst problemlos in seine Ausgangsstoffe zerlegt werden kann. Baustoffhersteller und Forschungsinstitute haben die Ressourcenschonung als Aufgabe erkannt und forschen an neuen Verfahren und Baustoffen, um am Bau einen echten Wertstoffkreislauf zu ermöglichen.

Kathleen Eder
von Kathleen Eder  in München, aktualisiert 29.09.2023
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Welche recycelten Baustoffe kann ich beim Rohbau verwenden?

Recycling ist in vielen Bereichen der Wirtschaft ein hochaktuelles Thema: Je mehr Materialien wiederverwendet werden können, umso geringer ist der Verbrauch an Rohstoffen, und umso besser wird die Umwelt geschützt. Geht Recycling auch noch mit einer Reduzierung des Verbrauchs an fossiler Energie in der Produktion einher, profitiert zudem noch der Klimaschutz.
Zwar gibt es im Rahmen experimenteller Projekte Gebäude, die fast vollständig aus recycelten Materialien gebaut sind. Aufgrund der Vielfalt an eingesetzten Materialien ist Recycling bei Gebäuden aber erst in Teilbereichen in der Praxis angekommen. Problematisch ist unter anderem, dass unterschiedliche Materialien oft so miteinander vermischt sind, dass nach einem Abriss die sortenreine Trennung mit hohem Aufwand verbunden wäre.

Dämmung aus Recycling-Material

Dämmstoff aus Hanf
Bei der Wärmedämmung ist der Einsatz von recycelten Materialien schon heute möglich. Am Markt erhältlich sind beispielsweise Dämmstoffe aus alten Jutesäcken oder aus Altpapier. Jutesäcke werden hierbei zerkleinert und für die Brandbeständigkeit imprägniert. Anschließend werden sie zu Rollen oder Matten verarbeitet, die sich gut für die Dachdämmung oder als Dämmstoff bei der Holzständerbauweise eignen. Auch Altpapier wird zerkleinert und mit Zusatzstoffen für den Brandschutz versetzt. Danach werden die Fasern getrocknet und können als lose Dämmung eingeblasen werden. Hierfür ist es erforderlich, dass der zu dämmende Hohlraum dicht ist.

Recycelte Baustoffe im Innenausbau

Ob alte Fliesen, Bodendielen oder Altholz: Im Innenausbau können ausgediente Baumaterialien mit Kreativität und handwerklichem Geschick zu neuem Leben erweckt werden. So können beispielsweise Waschtische mit Fliesenscherben als DIY- und Upcycling-Projekt gebaut werden, alte Bodenbeläge aus Massivholz lassen sich neu verlegen und entwickeln nach Abschleifen und Einlassen einen ganz eigenen Charme. Sogar Bauholz aus abgerissenen Scheunen und Häusern kann für den Bau von Raumteilern oder Möbeln neue Verwendung finden.

Vorausschauend bauen: Wie recyclingfähig ist mein Haus?

Recycling- und Upcycling - zwei Möglichkeiten Ihr Zuhause nachhaltiger zu gestalten.
Wer heute ein Haus baut, will verständlicherweise nicht gleich daran denken, dass in vielen Jahrzehnten einmal das Gebäude wieder abgerissen wird. Dennoch können Bauherren jetzt schon späteren Generationen etwas Gutes tun, wenn die Recyclingfähigkeit des Gebäudes in die Planung mit einfließt.
Beim Recycling gelten zwei wichtige Grundsätze:
  • Je sauberer die Ausgangsstoffe getrennt werden, umso besser gelingt die Aufbereitung zu einem neuen Material – das gilt nicht nur für Kunststoffverpackungen und Glasflaschen, sondern auch bei Baumaterialien.
  • Der Ausgangsstoff sollte sich in möglichst hoher Qualität aufbereiten lassen. Das funktioniert beispielsweise bei Metallen sehr gut, während andere Materialien nach dem Recycling nur eine eingeschränkte Weiternutzung etwa als Schütt- und Füllmaterial ermöglichen.

Recyclingfähigkeit bei Holz- und Massivhäusern

Ideal ist es, wenn weitgehend auf schwer trennbare Verbundbaustoffe verzichtet und die spätere Trennung der einzelnen Materialien mit berücksichtigt wird.
Dies gelingt gut bei Häusern, die in Holzständerbauweise errichtet werden: Beim Rückbau lässt sich die Beplankung ebenso wie die zwischen den Holzbalken angebrachte Dämmung entfernen, und am Ende können die Holzbalken – sofern sie in gutem Zustand sind – wiederverwendet werden.
Massivhäuser bestehen hauptsächlich aus mineralischem Material, das am Ende der Lebensdauer recycelt werden kann. So lässt sich Ziegelbruch je nach Sortenreinheit als Schüttmaterial im Straßenbau oder sogar für die Herstellung neuer Mauersteine und Dachziegel verwenden. Voraussetzung ist, dass sich die darauf angebrachte Wärmedämmung später einmal gut ablösen lässt. Auch der in Fundament, Keller und Zwischendecken verwendete Beton kann zu Granulat recycelt und wieder im Bau eingesetzt werden.

Wie gut lassen sich einzelne Baustoffe recyceln?

  • Beton: Kann zu Granulat vermahlen werden. Solches Granulat wird derzeit vor allem im Straßenbau oder als Füllmaterial eingesetzt. In der Schweiz oder der USA wird Recyclingbeton auch am Bau verwendet.
  • Tonziegel: Sortenreines Recycling-Granulat kann bei der Herstellung neuer Ziegel beigemischt werden. Nicht sortenrein kommt die Verwendung als Schüttmaterial in Frage.
  • Holz: Unbehandeltes Altholz kann bei der Herstellung von Spanplatten verwendet werden. Ist das Holz chemisch behandelt, ist nur noch die thermische Verwertung in Heizkraftwerken möglich.
  • Glas: Fensterglas kann eingeschmolzen und zu neuen Glasprodukten wie Flaschen verarbeitet werden.
  • Baustahl: Stahl lässt sich sehr gut wieder in den Produktionskreislauf einbringen und ist nach dem Recycling vielseitig verwendbar. Die Trennung etwa bei Stahlbeton erfolgt durch mechanische Zerkleinerung des Materials.
  • Kunststoffe: Die Wiederverwertung von kunststoffbasierter Wärmedämmung wie PU-Schaum ist aufwändig und wird derzeit noch kaum praktiziert. Endstation ist meist die Müllverbrennung. Kunststofffenster und -türen bestehen hingegen aus PVC und können gut recycelt werden.
  • Verbundwerkstoffe: Je komplexer Verbundmaterialien zusammengesetzt sind, umso schwieriger wird die Wiederverwertung. Sind keine Schadstoffe enthalten, ist noch der Einsatz als Füllmaterial in Baugruben möglich.

Ausblick: Welche Konzepte und Ideen hat die Baustoffindustrie?

Erst in jüngster Vergangenheit hat die Wiederverwertung von Baustoffen in der Bauwirtschaft an Bedeutung gewonnen. Angesichts günstiger Verfügbarkeit von Rohstoffen und Energie erschienen die wirtschaftlichen Anreize zum Baustoff-Recycling lange Zeit wenig attraktiv.
Doch mit steigenden Energie- und Rohstoffpreisen und der Notwendigkeit, auch am Bau sparsamer als bislang mit wertvollen Ressourcen umzugehen, entwickeln Unternehmen und Forschungseinrichtungen neue Recycling-Konzepte.

Rohstoff- und energiesparende Ziegelsteine

Ziegelsteine lassen sich wunderbar für Recycling-Häuser wiederverwenden.
Ein Ziegelhersteller in Bayern hat speziell für Innenwände einen so genannten „Kaltziegel“ entwickelt, der aus recycelten sortenreinen Ziegelabfällen besteht und dank eines speziellen Herstellungsverfahrens nicht gebrannt werden muss. Doppelter Vorteil: Der Einsatz von Abfallmaterial spart Rohstoffe und der Verzicht auf das Brennen bei hoher Temperatur senkt den im Ziegel enthaltenen Energieverbrauch.

Beton ohne Kies und Sand

Ein Betonhersteller im Münsterland hat ein Verfahren entwickelt, bei dem recycelter Bauschutt anstatt Kies und Sand verwendet wird. Damit lassen sich Beton-Fertigteile zu 75 % aus Recyclingmaterial herstellen. Zwei Musterhäuser wurden bereits errichtet, um die Stabilität des neuen Baustoffs unter Beweis zu stellen.

Grundlagenforschung

Mehrere Forschungseinrichtungen in Deuschland befassen sich mit der Frage, wie durch Recycling am Bau Rohstoffe und Energie eingespart werden können. Dazu zählt auch das Fraunhofer-Institut für Bauphysik (Fraunhofer IBP).

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