Caravaning – leben im Wohnwagen?
Ob aus finanziellen Gründen oder zur Verwirklichung des eigenen Lebensstils: Manche Menschen entscheiden sich für das dauerhafte Leben im Wohnwagen, das so genannte Caravaning. Das funktioniert jedoch nur, wenn die persönlichen und rechtlichen Voraussetzungen gegeben sind. Hier erfahren Sie, mit welchen Herausforderungen Sie rechnen müssen.
Kann man ganzjährig im Wohnwagen leben?
Für die meisten Menschen beschränkt sich das Leben im Wohnwagen auf die Ferienzeit, wenn der Innenraum dank schönem Wetter praktisch nur zum Schlafen genutzt wird. Doch mit entsprechender Ausrüstung kann der Wohnwagen auch ein dauerhaftes Zuhause sein. Wichtige Voraussetzungen für das Caravaning sind neben einer ausreichenden Größe des Wohnwagens auch eine Heizung und gute Wärmedämmung, damit auch bei kalten Außentemperaturen ausreichend Wohnkomfort vorhanden ist.
Wohnwagen, die sich für das ganzjährige Wohnen eignen, sind jedoch nicht mit den kompakten Reisecaravans vergleichbar. Aufgrund ihrer Größe und Ausstattung haben sie oft ein so hohes Gewicht, dass sie nur mit stark motorisierten Fahrzeugen mit Zulassung für die entsprechende Anhängelast bewegt werden können.
Mobilheim als Alternative
Wer einen festen Stellplatz bevorzugt, kann sich auch für ein Mobilheim entscheiden. Diese sind mit Wohnflächen zwischen 25 und 40 Quadratmetern deutlich geräumiger als klassische Wohnwagen. Bewegt werden sie jedoch nicht mit einem Zugfahrzeug, sondern auf einem Tieflader. Im Gegenzug für die eingeschränkte Mobilität profitieren Nutzer von abgeschlossenen Schlafräumen und mehr Raum in Wohnbereich, Küche und Badezimmer.
Ist ein Wohnwagen als Erstwohnsitz zulässig?
Wichtig
Wer in Deutschland lebt, muss einen Erstwohnsitz als Meldeadresse vorweisen können. Der Begriff „Wohnung“ ist dabei im Bundesmeldegesetz (BMG) weit gefasst: Laut § 20 gilt als Wohnung auch ein Wohnwagen, sofern dieser nicht oder nur gelegentlich bewegt wird.
Voraussetzung ist jedoch, dass der Campingplatz, auf dem der Wohnwagen steht, das dauerhafte Wohnen anbieten darf. Hier kommt das Baurecht ins Spiel: Häufig liegen Campingplätze in so genannten Erholungs-Sondergebieten – und dort ist eine Wohnnutzung nur zulässig, wenn die Gemeinde dies in einem konkreten Bebauungsplan erlaubt. Darüber hinaus geht nichts ohne die Zustimmung des Campingplatzbesitzers. Wenn Wohnwagen oder Mobilheime auf seinem Grundstück als dauerhafter Erstwohnsitz fungieren sollen, ist dafür sein Einverständnis erforderlich.
Welche Kosten fallen an?
Der dauerhafte Umzug in den Wohnwagen oder in ein Mobilheim spart zwar Miete und Nebenkosten für die Wohnung ein. Allerdings sollten Umzugswillige bedenken, dass auch hier Kosten anfallen.
Kaufpreis für Wohnwagen oder Mobilheim
Wie tief Sie für einen dauerhaft nutzbaren Wohnwagen oder ein Mobilheim in die Tasche greifen müssen, hängt von Ihren Ansprüchen an Größe und Ausstattung ab. Bei neuen Einsteiger-Modellen beginnen die Kaufpreise ab rund 35.000 Euro, für mehr Raum und Luxus können aber auch bis zu 100.000 Euro fällig werden.
Günstiger sind gebrauchte Wohnwagen und Mobilheime, die ab etwa 10.000 Euro zu finden sind. Käufer sollten jedoch darauf achten, dass der Zustand gut genug ist, um in den nächsten Jahren nicht mit hohen Reparaturkosten rechnen zu müssen.
Stellplatzmiete und Betriebskosten
Für die ganzjährige Aufstellung eines Wohnwagens oder Mobilheims wird eine jährliche Platzmiete fällig. Deren Höhe variiert je nach Standort und Ausstattung des Campingplatzes. Günstige Stellplätze gibt es ab rund 1.000 Euro pro Jahr. Hinzu kommen jedoch weitere Kosten für Strom, Wasser und Abwasser und Müllentsorgung.
Instandhaltung und Versicherung
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- Wohnwagen lassen sich über eine Kfz-Police versichern. Die Haftpflichtversicherung macht hierbei meist nur einen niedrigen zweistelligen Jahresbeitrag aus. Mehrere hundert Euro müssen Besitzer hingegen für eine Vollkaskoversicherung einrechnen, die auch selbst verschuldete Unfälle auf der Fahrt absichert. Günstiger ist für wenig bewegte Wohnwagen eine Teilkaskoversicherung, die zumindest Sturm- und Hagelschäden abdeckt.
- Versicherungen für Mobilheime werden von spezialisierten Versicherern und Versicherungsmaklern angeboten. Die Leistungen sind zumeist mit denen der Wohngebäude- und Hausratversicherung vergleichbar. Je nach Anbieter und Versicherungsumfang sind Policen ab gut 150 Euro pro Jahr erhältlich.
Für wen kommt das Leben im Wohnwagen in Frage?
Für das Leben im Wohnwagen oder Mobilheim kann es ganz unterschiedliche Beweggründe geben. Bei manchen spielt die Geldfrage eine wichtige Rolle, weil sie sich als Studierende oder Rentnerinnen und Rentner keine teure Wohnung leisten können und den zwar kleinen, aber eigenen Raum im Wohnwagen dem Zusammenleben in einer WG vorziehen. Andere wiederum entscheiden sich bewusst für diese vergleichsweise spartanische Form des Wohnens, um ihre Lebensphilosophie auch im Wohngefühl zu verwirklichen.
Wer sich für diesen Schritt entscheidet, sollte sich jedoch darüber im klaren sein, dass im Wohnwagen andere Rahmenbedingungen zu erwarten sind als in einer Wohnung:
- Die Wohnfläche ist minimal, so dass ein Teil des früheren Hausrats entweder veräußert oder eingelagert werden muss.
- Bei Wohnwagen verursacht die Abwasserentsorgung zusätzlichen Aufwand, während Mobilheime oft an das Abwassersystem angeschlossen sind.
- Außerhalb der Sommerzeit ist das Empfangen von Besuch nur begrenzt möglich.
- In der kalten Jahreszeit reduziert sich das Wohnen auf den kleinen beheizten Raum, weil die Nutzung der Außenbereiche nicht möglich ist.
Tipp:
Vor dem endgültigen Umzug in den Wohnwagen oder in das Mobilheim sollten Sie testen, ob diese Wohnform auch wirklich zu Ihnen passt. Eine Möglichkeit ist „Caravaning auf Zeit“, indem Sie eine komplette Saison lang einen Wohnwagen oder ein Mobilheim mieten und dort wohnen. Ein Teil des Aufenthalts sollte am besten im Herbst stattfinden, wenn es kälter und dunkler wird – so finden Sie heraus, ob Sie auch bei schlechtem Wetter vom Caravaning noch überzeugt sind.