veröffentlicht am 28. Februar 2023
Herr Breitkopf, ist ein Immobilienkauf in diesem Jahr überhaupt sinnvoll?
Wir sehen derzeit einen Markt, der sich neu austariert: Da sind auf der einen Seite Verkäuferinnen und Verkäufer, die sich erst noch an sinkende und stagnierende Immobilienpreise gewöhnen müssen. Auf der anderen Seite verlangen die seit letztem Jahr stark gestiegenen Zinsen den Käuferinnen und Käufern hohe monatliche Raten ab, die diese nicht mehr bereit sind zu bezahlen oder die sie nicht mehr stemmen können.
Der Markt verändert sich also vom „Verkäufermarkt“ hin zu einem „Käufermarkt“, der schon heute neue Chancen bietet. Neben der Empfehlung, Zinsdellen effektiv zu nutzen, ermutigen wir auch unsere Kundinnen und Kunden, den Spielraum bei der Preisverhandlung zu nutzen.
Es gibt also tatsächlich Spielraum für Verhandlungen mit der Verkäuferseite?
Es kommen wieder mehr Angebote auf den Markt. Und wir sehen, dass diese häufig länger auf dem Markt sind als früher. Mit zunehmender Dauer dürfte hier die Bereitschaft auf der Verkäuferseite steigen, die Preise nach unten anzupassen, um eine Käuferin oder einen Käufer zu finden.
Wie sollte man bei der Preisverhandlung vorgehen?
Es gehört erst einmal eine ordentliche Portion Mut dazu, der Verkäuferseite ein vermeintlich „unverschämt niedriges“ Angebot zu machen. Wichtig ist dabei, dass so ein niedriges Angebot nicht willkürlich gewählt ist. Interessierte sollten stets gut erklären, worauf ihr Kaufpreisangebot basiert, zum Beispiel auf der derzeit neuen Finanzierungsituation. Die Verkäuferin oder der Verkäufer muss darauf nicht eingehen, wird die Argumentation aber verstehen.
Auch eine beispielhafte Gegenrechnung kann sinnvoll sein, die eine Monatsmiete mit der monatlichen Rate vergleicht. So wird der Verkäuferseite klar, dass Kaufpreise, die bei einem Zinssatz von 0% bis 1% gegolten haben, bei 3% bis 4% nicht mehr möglich sind.
Generell ist es immer hilfreich und sinnvoll, rational zu bleiben und Entscheidungen gut zu überlegen, bevor ein Angebot aktiv abgegeben oder auf Verhandlungsangebote reagiert wird.
Haben Sie noch weitere wertvolle Tipps?
Ein weiterer Tipp: Die besten Chancen auf eine Preisreduzierung bestehen bei Immobilien mit höherem Modernisierungs- und Sanierungsbedarf. Nehmen Sie beispielsweise Sachverständige mit zur Besichtigung einer Bestandsimmobilie. Diese können etwaige Mängel direkt aufdecken und liefern so die Vorlage, über den Preis zu reden.
Und Tipp Nummer drei: Behalten Sie den Immobilienmarkt genau im Blick. Bei Immobilien, die beispielsweise länger zum Verkauf stehen und über die Push-Funktion immer wieder oben in den Anzeigen erscheinen, stehen die Verhandlungschancen besonders gut. Auch ein Gespräch mit der Verkäuferseite lohnt sich häufig: Ist viel Zeit im Spiel, so dass die Verkäuferin oder der Verkäufer geduldig auf das beste Angebot warten kann? Oder gibt es zeitlichen Druck, was für mehr Verhandlungsspielraum spricht? Auch der Vergleich mit ähnlichen Immobilienangeboten in der Region macht Sinn: Wer den Markt und die durchschnittliche Preisgestaltung kennt, ist automatisch in einer guten Verhandlungsposition.