Der Bedarf an Wohnungen ist in Deutschland nicht ausreichend gedeckt - insbesondere in wachsenden Metropolregionen bleibt Wohnraum knapp und teuer.
(München, 26. Februar 2021) Trotz etwa 300.000 fertig gestellter Wohnungen im Jahr 2020 und noch etwas mehr in diesem Jahr wird der Bedarf an Wohnungen in Deutschland nicht ausreichend gedeckt. Der Bauüberhang von genehmigten, aber noch nicht gebauten Wohnungen umfasse inzwischen 750.000 Einheiten. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie von KfW Research. Um den Markt zu entspannen, wären 350.000 bis 400.000 gebaute Wohnungen pro Jahr erforderlich. "Vor allem in den wachsenden Metropolregionen bleibt Wohnraum knapp und teuer", sagt Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. Als Gründe für den nicht ausreichenden Wohnungsbau nennt KfW Research den Mangel an Bauland und Fachkräften. Für eine Besserung der Situation sei es wichtig, weniger dicht besiedelte Regionen wirtschaftlich zu beleben, attraktiver zu machen und besser an die Zentren anzubinden.
Währenddessen zieht die Politik eine positive Bilanz der 2018 in die Wege geleiteten "Wohnraumoffensive". Die Initiative sei "außergewöhnlich erfolgreich", heißt es in einer Mitteilung des für den Bau zuständigen Bundesinnenministeriums. Bis zum Ende der Legislaturperiode im Herbst 2021 seien 1,5 Millionen neue Wohnungen fertig gestellt oder im Bau. Zudem seien mehr Sozialwohnungen gebaut worden als geplant. Bundesinnenminister Horst Seehofer sieht es als Aufgabe, künftig Innenstädte und Dorfkerne zu revitalisieren, "bevor wir neue Baugebiete an den Rändern ausweisen".
Verhaltener ist die Resonanz auf das Ergebnis der "Wohnraumoffensive" außerhalb der Bundesregierung. So konstatiert Ralph Spiegler, Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebundes: "Der Flaschenhals für die Schaffung bezahlbarer Wohnungen bleibt die Baulandmobilisierung." Wichtig sei es, den Leerstand "von annähernd zwei Millionen Wohneinheiten" in Deutschland zu mobilisieren.
Der Immobilienverband IVD bewertet das Ergebnis der "Wohnraumoffensive" als "gemischt". Den Erfolgen beim Wohnungsneubau stünden zahlreiche neue Regulierungsmaßnahmen gegenüber, die Bauprozesse verlangsamten und den Eigentumserwerb erschwerten. Die gebauten Wohnungen hätten dazu geführt, dass die Mieten bundesweit stagnierten oder sogar zurückgingen. "Wir benötigen mehr Neubau künftig punktuell in besonders angespannten Wohnungsmärkten und Wachstumsregionen, aber nicht mehr flächendeckend", erklärt IVD-Präsident Jürgen Michael Schick. Außerdem dürfe sich die Wohnungspolitik nicht länger auf den Mieterschutz konzentrieren. Vor allem das geplante Verbot, Mietwohnungen in Eigentum umzuwandeln, kritisiert Schick. "Für Mieter ist eine solche Umwandlung oft die einzige Chance, in ihrem angestammten Wohnviertel Eigentum zu erwerben."
Redaktion: Joachim Hoffmann