veröffentlicht am 6. Februar 2023
Wann macht ein altersgerechter Umbau Sinn?
Ein barrierearmes Zuhause macht in jeder Lebensphase Sinn. Türschwellen und andere Hindernisse sind für ältere Menschen, deren Motorik, Sensorik, Seh- und Hörfähigkeit sich verändert und die Kraft und Beweglichkeit abnimmt, potenzielle Stolperfallen. Den Komfort können aber alle Generationen genießen.
Was oft durcheinandergeworfen wird: Eine barrierefreie Immobilie ist gleichzeitig altersgerecht, aber nicht jede altersgerechte Wohnung ist gleichzeitig barrierefrei. Der Unterschied liegt an den Mindestanforderungen, die im DIN-Standard 18040-2 „Barrierefreies Bauen – Planungsgrundlagen in Wohnungen“ festgelegt sind und durch die das möglichst lange und eigenständige Wohnen in den vertrauten vier Wänden ermöglicht werden soll. Gleichzeitig wird damit der Wohnwert der Immobilie erhöht. Das gilt vor allem, wenn man auf die Zahlen blickt, was den Bedarf an altersgerechten Wohnungen angeht.
Was bedeutet altersgerechtes Wohnen: Kriterien in der Übersicht
Barrierefreier Eingang
Der Zugang zum Haus oder von Balkon und Terrasse sollte möglichst ebenerdig sein und ohne Stufen und Schwellen auskommen. Besteht ein Höhenunterschied, lässt er sich mit einer schrägen Ebene, z. B. eine Rampe, ausgleichen. Für mehr Sicherheit sorgen beidseitig Handläufe. Ein Wohnungsflur von mindestens 120 cm Breite schafft die nötige Bewegungsfreiheit, um mit einem Rollator oder einem Kinderwagen bequem manövrieren zu können. Wichtig ist zudem, dass die Klingel gut hörbar ist und die Gegensprechanlage im Haus leicht zu erreichen ist.
Bad altersgerecht umbauen
- breite Türen, die auch von außen entriegelt werden können, keine Drehflügeltüren
- rutschhemmende Fußböden
- größere Bewegungsflächen
- Verstärkung schwacher Wände, um nachträglich Stütz- und Haltegriffe anbringen zu können
- Austauschmöglichkeit von Waschtisch und WC
- Beleuchtung, Material- und Farbkonzepte, um die Nutzung und damit die Sicherheit zu erhöhen, wenn das Sehvermögen nachlässt
- Leuchten auch in der Dusche und am WC
- großflächige Leuchten mit geringer Leuchtdichte reduzieren direkte Blendungen
Altersgerechte Küche
Barrierefreie Flure und Türen
Im barrierefreien Flur können sich die Menschen auch ohne fremde Hilfe Schuhe und Jacke anziehen und sicher zwischen den Zimmern bewegen. Deshalb sollten die Flure hell sein und Bewegungsfreiheit bieten. Das gibt es zu beachten:
- Bewegungsfläche von 120 x 120 cm
- Stolperfallen beseitigen
- Sitzgelegenheit zum An- und Ausziehen der Schuhe
- Garderoben und Kleiderschränke in die Wand integrieren
- Möglichkeit, Haltegriffe zu befestigen
- gut erreichbare Gegensprechanlage
- Türen sollten mindestens 80 cm breit sein
Altersgerechtes Bett und Schlafzimmer
- höhenverstellbares Bett
- Lichtschalter in Reichweite
- Fernbedienung für Lampen
- Telefon und Notfallknopf in Reichweite
- Kleiderschrank mit Schiebetüren, in dem die Kleidung in erreichbarer Höhe ist
- Vermeidung von Stolperfallen
Was es bei der Elektrik zu beachten gibt
Für einen selbstbestimmten Alltag sorgen Assistenzsysteme, die unter dem Begriff „Active Assisted Living (AAL)“ gemäß DIN 18040–2 Einzug gehalten haben. Darunter sind Konzepte, Methoden, Techniken, Produkte, Systeme sowie Dienstleistungen zusammengefasst, die das tägliche Leben unterstützen. So lässt sich das Öffnen und Schließen von Fenstern, Türen und Rollläden per Knopfdruck erledigen. Der Herd kann automatisch überwacht und bei Nutzungsunterbrechung oder Abwesenheit ausgeschaltet werden. Außerdem gibt es vorbeugende Maßnahmen zum Schutz vor Einbruch. Moderne Videokommunikation und Zugangskontrolle sind über eine App möglich. Prüfen Sie außerdem, dass
- eine ausreichende Anzahl an Schaltern und Steckdosen vorhanden ist,
- die Lichtschalter in einer Höhe von rund 85 cm und Steckdosen in Höhe von 40 cm liegen,
- Schalter und Steckdosen sich farblich abheben oder eine Orientierungsleuchte haben,
- maximal drei Schalter an der gleichen Stelle angeordnet sind, sonst wird es unübersichtlich.
Sonstige Maßnahmen für barrierefreies Wohnen
Treppenlift einbauen
- Sitzlift: Er lässt sich auch an engen Treppen montieren und benötigt vergleichsweise wenig Platz, den Sitz kann man oft einklappen.
- Stehlift: Funktioniert wie der Sitzlift, allerdings ohne Sitz. Sicherheitsbügel in Hüfthöhe und Armlehnen sichern.
- Kurvenlift: Die meisten Treppenhäuser sind verwinkelt und die Gleitschienen müssen für die Kurven angepasst werden.
- Spezielle Anforderungen erfüllen der Plattformlift/Rollstuhllift, der wie der Stehlift funktioniert. Für den Außenbereich gibt es den Außentreppenlift oder den Hublift. Der Homelift bzw. Senkrechtlift ist ein Aufzug, der für den Einbau in Privathäuser konzipiert wurde.
Smarthome Systeme
- Energieeffizienz
- Klima und Heizung
- Alarmanlage
- Beleuchtung
- Rollläden
- Haustüre
- Unterhaltungselektronik
Intelligente Notrufsysteme (AAL) dienen dazu, die Sicherheit zu erhöhen. So können bestimmte Sensoren an den Hausnotruf gekoppelt werden oder intelligente Rauchmelder oder eine sensorgesteuerte Herdplattenüberwachung schützen vor Unfällen, Wasserstandmelder oder Sturzsensormatten in der Badewanne warnen die Mitbewohnerinnen und -bewohner, dass etwas passiert sein könnte. Tür- und Fenstersensoren dienen dem Einbruchschutz. Die Kosten hängen von der Größe der Immobilie und der Menge der installierten Komponenten ab. Basispakete für eine Smarthome-Ausstattung sind für mehrere hundert Euro erhältlich. Ein voll ausgestattetes Smarthome-Einfamilienhaus kostet ab 6.000 Euro.
Maßnahmen im Außenbereich
Der Weg von der Hauseingangstür bis zu den Wohnungstüren sollte möglichst ohne Schwellen und Stufen auskommen. Eine gute Beleuchtung sowie die Anbringung von Briefkasten und Klingeln in erreichbarer Höhe gehören zu einem barrierefreien Hauseingang. Der unkomplizierte Zugang zu Funktionsräumen wie den Abfalltonnen oder zum PKW-Stellplatz ist nötig, um den Alltag selbstständig bewältigen zu können.
Checkliste barrierefreies/altersgerechtes Wohnen
Sie möchten wissen, wie barrierefrei beziehungsweise altersgerecht Ihre Immobilie bereits ist? Oder Sie planen einen Umbau, um Ihr Zuhause fit für Ihr Alter zu machen und wollen wissen, was alles dazugehört? Unsere kostenlose PDF-Checkliste gibt Ihnen einen Überblick, was alles angepasst werden kann.
Altersgerechte Modernisierung: Kosten und Finanzierung
Je nach Umfang der altersgerechten Modernisierung ist eine intensive Recherche zur Planung, den voraussichtlichen Gesamtkosten und über alle Fördermöglichkeiten und Finanzierungsvarianten nötig. Lassen Sie sich am besten zur Finanzierung des Umbaus beraten. Finanzierungsberater kennen Fördermöglichkeiten und bringen die nötige Erfahrung mit, maßgeschneiderte Lösungen zu erarbeiten.
Kostenbeispiel
Wie viel der barrierefreie Umbau pro Quadratmeter kostet, hängt von der gewünschten Ausstattung ab. Eine Auswahl der Kosten.
Ort | Maßnahme | Kosten |
Zugang | mobile Metallrampe | ab 800 Euro |
Treppenhaus | Treppenlift | ab 3.500 Euro |
Badezimmer | Rückbau Badewanne, barrierefreie Dusche | ab 4.000 Euro |
höhenverstellbares WC | ab 800 Euro | |
Haltegriff | ab 75 Euro | |
Stützgriff | ab 200 Euro | |
Waschbecken mit Kniefreiraum | ab 250 Euro | |
Küche | Einbaukühlschrank | ab 250 Euro |
Einbaubackofen | ab 750 Euro | |
Geschirrspülmaschine mit Liftfunktion | ab 1.000 Euro | |
barrierefreie Einbauspüle | ab 400 Euro | |
Schlafzimmer | höhenverstellbares Bett | ab 700 Euro |
Technik | Smarthome-System | ab 6.000 Euro |
Türöffner, Gegensprechanlage mit Video | ab 700 Euro |
Altersgerechten Umbau finanzieren
Ihre Sicherheit ist das Geld wert. Mit einer Investition in einen altersgerechten Umbau sorgen Sie für mehr Wohnkomfort, einen besseren Einbruchschutz und weniger Barrieren in der Immobilie. Um herauszufinden, welche Finanzierung die richtige für Ihr Anliegen ist, sollten Sie sich vorab genau informieren.