Eigenkapital optimieren
Viele Kreditnehmer können im Lauf der ersten Finanzierungsphase neben der Zahlung von Zins und Tilgung noch Guthaben ansparen, etwa, weil eine Erbschaft oder Einkommenssteigerungen mehr finanziellen Spielraum eröffnen als ursprünglich geplant. Im Zuge der Anschlussfinanzierung gilt es dann zu entscheiden, ob die Ersparnisse zumindest teilweise direkt in die Reduzierung der Restschuld investiert werden sollten. Das kann gleich mehrere Vorteile bringen:
- Weniger Zinskosten durch geringere Restschuld. Mit einem sinkenden Schuldenstand reduzieren sich auch die Zinskosten.
- Günstigerer Zinssatz durch besseren Beleihungsauslauf. Der Beleihungsauslauf ist der prozentuale Anteil der Darlehenssumme am Wert der Immobilie. Fällt dieser unter bestimmte Marken, dann bietet die Bank einen günstigeren Zinssatz an. Das kann zusätzliche Zinskosten einsparen, wenn sich durch eine Extra-Tilgung bei der Anschlussfinanzierung der Beleihungsauslauf unter wichtige Grenzwerte wie 80 oder 60 % drücken lässt.
- Schnellere Schuldenfreiheit. Wenn Sie bei einer geringeren Restschuld die Rate unverändert lassen oder sogar erhöhen, können Sie weitaus schneller als ursprünglich geplant schuldenfrei werden.
Das nachfolgende Berechnungsbeispiel zeigt, wie eine Teilrückzahlung vor der Anschlussfinanzierung dank Zinsvergünstigung aufgrund des niedrigeren Beleihungsauslaufs und reduzierter Restschuld die Tilgung enorm beschleunigen kann:
| Anschlussfinanzierung ohne Teilrückzahlung | Anschlussfinanzierung mit Teilrückzahlung |
Immobilienwert | 400.000 Euro | 400.000 Euro |
Restschuld am Ende der Sollzinsbindung | 250.000 Euro | 250.000 Euro |
Zusätzliche Tilgung | --- | 20.000 Euro |
Kreditbetrag bei der Anschlussfinanzierung | 250.000 Euro | 230.000 Euro |
Beleihungsauslauf | 62,5 % | 57,5 % |
Sollzins unter Berücksichtigung des Beleihungsauslaufs | 1,3 % | 1,2 % |
Sollzinsbindung | 15 Jahre | 15 Jahre |
Monatsrate | 1.000 Euro | 1.000 Euro |
Tatsächliche Restschuldreduzierung durch 20.000 Euro Teilrückzahlung | --- | 26.839 Euro |
Das Beispiel zeigt: Es lohnt sich immer, im Rahmen der Anschlussfinanzierung zusätzliche Tilgungen zu leisten. Allerdings sollten Sie nicht Ihr komplett verfügbares Guthaben in die Extra-Tilgung stecken, sondern eine Notfallreserve von rund drei Nettomonatseinkommen auf der Seite behalten. Damit vermeiden Sie, dass Sie bei ungeplanten größeren Ausgaben einen Ratenkredit aufnehmen oder den teuren Dispokredit in Anspruch nehmen müssen.
Einnahmen und Ausgaben prüfen
Die Planung Ihrer Anschlussfinanzierung sollten Sie mit einem Kassensturz verbinden, um herauszufinden, ob Sie sich eine höhere Rate als bislang leisten können. Oft ist die Erstfinanzierung in einer Lebensphase geplant worden, in der die Familie Zuwachs bekommen hat und einer der Lebenspartner für eine gewisse Zeit in Teilzeit gearbeitet oder eine berufliche Pause eingelegt hat. Wenn später wieder ein höheres Familieneinkommen zur Verfügung steht, kann die Monatsrate bei der Anschlussfinanzierung nach oben angepasst werden.
Analysieren Sie hierzu Ihre Einnahmen und Ausgaben im Lauf der vergangenen Monate und prüfen Sie, ob Sie durch eine Erhöhung der Einkünfte mehr finanziellen Freiraum gewonnen haben. Die können Sie zum Beispiel ganz einfach mit Hilfe eines
Haushaltsrechners. Wenn ja, können Sie mit einer höheren Rate den Tilgungsturbo zünden und schneller als ursprünglich geplant die Schuldenfreiheit erreichen.
Bei der Anschlussfinanzierung legen Sie sich aufs Neue für einen längeren Zeitraum fest. Sie profitieren mit dem Neuabschluss vom fest kalkulierbaren Zins während der Sollzinsbindung, müssen sich aber auch an den vereinbarten Rückzahlungsplan halten, sofern Sie keine Zusatzvereinbarungen mit der Bank treffen.
Vor diesem Hintergrund ist es ratsam, bei der Planung der Anschlussfinanzierung nicht nur auf die Zinsen, sondern auch auf die Flexibilität zu achten. Überlegen Sie, wie sich Ihr Einkommen und Ihre Ausgaben in den nächsten Jahren entwickeln könnten. Stellen Sie sich dabei die folgenden Fragen:
- Befindet sich einer der Lebenspartner derzeit noch in einer Teilzeitbeschäftigung oder in der beruflichen Erziehungspause, und ist in den nächsten Jahren die Rückkehr in einen höher bezahlten Vollzeitjob geplant?
- Sind in den nächsten Jahren größere Geldzuflüsse aus Erbschaft oder Schenkung zu erwarten?
- Enden in absehbarer Zeit größere finanzielle Verpflichtungen wie beispielsweise die Unterstützung von Kindern bei Ausbildung und Studium?
Sondertilgungen
Mit der Sondertilgungsoption sichern Sie sich die Möglichkeit, jedes Jahr einen bestimmten Betrag außerplanmäßig tilgen zu dürfen. Diese Klausel ist vor allem dann lohnenswert, wenn ein Teil des Einkommens variabel ist oder in den nächsten Jahren Geldzuflüsse, z.B. durch Schenkung, Erbschaft oder fällige Sparguthaben zu erwarten sind.
Ratenänderungen
Beispiel: Zum Zeitpunkt der Anschlussfinanzierung befindet sich eines der Kinder noch im Studium und macht voraussichtlich in zwei Jahren seinen Abschluss. Wenn sich dann ein Job findet, entfällt die finanzielle Unterstützung durch die Eltern. Zu diesem Zeitpunkt kann dann die Rate entsprechend erhöht werden.
Wann kommt die Umschuldung auf einen Ratenkredit in Frage?
Wenn Sie Ihre Anschlussfinanzierung planen und die Restschuld eher niedrig ist, sollten Sie überlegen, ob für die letzte Etappe eher ein klassisches Immobiliendarlehen oder ein Ratenkredit die bessere Wahl ist. Zwar sind Ratenkredite meist mit höheren Zinsen verbunden als
klassische Darlehen. Doch sie bringen zwei Vorteile:
- Ratenkredite werden ohne den Eintrag einer Grundschuld als Kreditsicherheit gewährt. Damit entfallen beim Bankenwechsel die Gebühren für die Grundschuldabtretung.
- Sondertilgungen und auch die komplette vorzeitige Rückzahlung sind bei Ratenkrediten jederzeit möglich. Als Vorfälligkeitsentschädigung darf die Bank in solchen Fällen maximal ein Prozent der noch ausstehenden Restschuld verlangen. Viele Ratenkreditanbieter ermöglichen sogar kostenlose Sondertilgungen in beliebiger Höhe.
Vor allem bei Anschlussfinanzierungen, deren Kreditsumme weniger als 50.000 Euro beträgt, kann ein Ratenkredit die günstigere Wahl sein. Bei solchen Beträgen ist es nämlich schwierig, alternativ zur bisher finanzierenden Bank ein Kreditinstitut zu finden, das überhaupt ein Angebot für ein Immobiliendarlehen unterbreitet.
Ist ein Ratenkreditangebot nur geringfügig teurer als das Immobiliendarlehen, sollten Sie sich überlegen, ob die höheren Zinskosten durch die flexiblere Rückzahlung ausgeglichen werden können. Je eher Sie damit rechnen, aufgrund eines höheren Geldeingangs Ihre Finanzierung vorzeitig ablösen zu können, umso interessanter wird der Ratenkredit für den letzten Abschnitt der Baufinanzierung.
Die frühzeitige und sorgfältige Planung Ihrer Anschlussfinanzierung ist der Garant für eine kostensparende Weiterführung Ihres Finanzierungsprojektes nach dem Auslaufen der Sollzinsbindung. Vor dem Einholen von konkreten Angeboten sollten Sie prüfen, ob Sie mit einer Teilrückzahlung die Kreditsumme reduzieren oder mit einer Ratenerhöhung die Rückzahlung beschleunigen können. Die Analyse der eigenen Einkommens- und Vermögenslage ist somit ein wichtiger Bestandteil der Planung für die Anschlussfinanzierung.
Weil Sie sich mit der Anschlussfinanzierung wieder über mehrere Jahre fest binden, sollten Sie überlegen, welches Maß an Flexibilität im neuen Vertrag enthalten sein sollte. Mit Sondertilgungs- oder Ratenänderungsoptionen können Sie zusätzliches Geld in die Tilgung investieren, wenn sich in der Zukunft Ihr Einkommen erhöht oder zusätzliches Kapital zur Verfügung steht.