Eine Frau sitzt auf den Stufen ihres Tiny Houses mit ihrem Laptop auf der Schoß.
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Leben im Tiny House: Bin ich dafür geeignet?

Eine gute Raumplanung ist notwendig, um den geringen Platz so effektiv wie möglich zu nutzen. Ein Tiny House kann für Familien zu einer Herausforderung werden, aber gut auf dem eigenen Grundstück, in Tiny House Siedlungen oder am Campingplatz aufgestellt werden. Aufgrund von rechtlichen Bestimmungen kann das dauerhafte Leben in einem Tiny House kompliziert werden. Nutzen Sie daher zuerst die Möglichkeit, in einer Tiny House Probe zu wohnen, um zu sehen, ob Tiny House Living das Richtige für Sie ist.

Christoph Wenner
von Christoph Wenner  in München, aktualisiert 15.05.2023
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Was ist ein Tiny House? – ein Kurzüberblick

Unter einem Tiny House versteht man ein kleines Haus, das trotz seiner Größe alles bietet, was man zum Leben braucht. Es ist in der Regel nicht größer als 50 Quadratmeter und oft auf Rädern gebaut, um so mobil zu sein.

Warum entscheiden sich Menschen für ein Leben im Tiny House?

Es gibt verschiedene Gründe, warum Menschen den Wunsch verspüren, in ein Tiny House zu ziehen und dort zu leben. Zu den häufigsten zählen:
  • Wunsch nach einem minimalistischen Lebensstil
  • Wunsch nach mehr Freiheit und Mobilität
  • Wunsch nachhaltiger zu leben
  • Wunsch nach finanzieller Freiheit
  • Wunsch Abenteuer zu erleben und herumzureisen

Leben im Tiny House: wie sieht das aus?

Das Leben in einem Tiny House ist geprägt von Einfachheit: eine ausziehbare Couch, die über den Tag eine gemütliche Sitzgelegenheit bietet und in der Nacht als Bett fungiert. Wer in einem Tiny House lebt, muss kreativ werden und sich anpassen, um den begrenzten Platz optimal zu nutzen. Multifunktionale Einrichtungsgegenstände und platzsparende Möbel sind daher typische Kennzeichen des Tiny House Livings. Auch für „Luxusgegenstände“ wie eine Badewanne oder einen Trockner muss meist aus Mangel an Raum verzichtet werden. Die minimalistische Lebensweise ist auch bei den Besitztümern der Bewohner zu erkennen. Der Besitz wird auf das Wesentlichste reduziert, da nicht für alle Gegenstände eine geeignete Verstaumöglichkeit gefunden wird.
Große Fenster und Weiteres: Durch großflächige Fenster und helle Wandfarben wirken Räume optisch größer. Auch der Einsatz von hellem Holz bei Wänden und Böden, sorgt für ein größeres Erscheinungsbild des Hauses.
Küchenbereich in einem Tiny House.
Schlaf-Lofts und Weiteres: Durch Schlaf-Lofts unter der Zimmerdecke wird auch die Höhe optimal ausgenutzt. Oft ist der Schlafbereich mittels Leiter oder Stiege erreichbar. Sitzbänke bieten neben einer Sitzgelegenheit zugleich Stauraum.
Inneneinrichtung eines Tiny House.

Was sind die Herausforderungen des Tiny House Living?

So schön das Leben in einem Tiny House auch sein kann, gibt es auch einige Schwierigkeiten, die damit einhergehen können. Hier sind einige der größten Herausforderungen, die Menschen beim Leben in einem Tiny House möglicherweise bewältigen müssen:
  • begrenzte Wohnfläche: Die offensichtlichste Herausforderung beim Tiny House Living ist, mit einer kleinen Fläche auszukommen. Die Bewohner müssen lernen, Platz zu sparen und ein minimalistisches Leben zu führen, um so den gegebenen Raum effizient zu nutzen.
  • eingeschränkte Privatsphäre: Da ein Tiny House meist nur aus offenen Räumen besteht, kann es schwierig sein, sich zurückzuziehen und seine Privatsphäre zu haben. Besonders wenn mehrere Personen in einem Tiny House leben, kann dies herausfordernd sein.
  • Geräusch und Gerüche: In einem Tiny House sind die Räume überwiegend offen, um so die Häuser größer wirken zu lassen. Dies hat aber auch eine Auswirkung auf die Geräuschkulisse. Das Telefonat, welches der Partner in der Wohnküche führt, wenn Sie ebenfalls mitanhören, egal ob Sie direkt daneben am Herd stehen oder in den Schlafbereich auf der Zwischenebene zurückziehen. Auch Gerüche verbreiten sich Tiny Houses sehr schnell.
  • ständige Sauberkeit: Ordnung und Sauberkeit sind im Tiny House das A und O. Bereits wenig verstreute Gegenstände lassen den kleinen Raum unordentlicher wirken, als er ist. Zudem kann Unordnung das Leben im Minihaus einschränken, da nicht mehr alle Flächen so genutzt werden können, wie vorgesehen. Beispielsweise wenn Gegenstände den Tisch belagern, kann dieser nicht mehr zum Essen oder arbeiten verwendet werden.
  • soziale Isolation: Das Leben in einem Tiny House kann oft auch dazu führen, dass man sich von anderen Menschen isoliert. Insbesondere wenn man alleine einzieht und das Tiny House abgelegen oder weit entfernt von anderen Gemeinschaften liegt, können soziale Kontakte zu kurz kommen.

Wie kann man sich an ein Leben im Tiny House anpassen?

Um sich an ein Leben im Tiny House anzupassen, sollte man offen für Veränderung sein, und eine neue Erfahrung sammeln wollen. Das Leben in einem Tiny House erfordert einen neuen Lebensstil, der sehr minimalistisch, einfach und nachhaltig ist. Am wichtigsten ist es, dass Sie den begrenzten Platzbedarf verstehen und lernen, mit weniger Platz und Stauraum auszukommen und optimal zu nutzen.

Platz sparen und Raum organisieren

Platz ist in einem Tiny House Mangelware, daher ist es wichtig, jeden Winkel des Hauses optimal zu nutzen. Hier sind einige Tipps und Tricks, die Ihnen dabei helfen können.
  • Eine Treppe fungiert auch als Regal.
    multifunktionale Möbel: Durch die Verwendung von Möbelstücken mit mehreren Funktionen sparen Sie Platz und haben gleichzeitig mehrere Verwendungsmöglichkeiten für ein und dasselbe Möbelstück.
  • Hängemöbel: Befestigen Sie Regale und Schränke an den Wänden. Dadurch können Sie mehr Platz für die Aufbewahrung von Dingen schaffen, ohne zusätzliche Bodenfläche zu verbrauchen.
  • Einbauschränke und -regale: Nutzen Sie Einbauschränke und -regale, um den begrenzten Platz im Tiny House bestmöglich auszunutzen.
  • Fensterbänke: Fensterbänke eignen sich gut als zusätzliche Ablagefläche oder Sitzmöglichkeit. Dadurch können Sie den begrenzten Platz optimal ausnutzen.
  • regelmäßiges Ausmisten: Reduzieren Sie Ihren Besitz auf das Nötigste und achten Sie darauf, dass Sie nur die Dinge besitzen, die Sie wirklich brauchen. Dadurch wird weniger Stauraum benötigt.

Was spricht für und gegen ein Leben im Tiny House?

minimalistischer Lebensstil hat eine befreiende Wirkung
einfacheres Leben mit weniger Ablenkungen
mehr Freiheit und Mobilität
mehr Zeit für wichtige Dinge
leichtere Job- und Ortswechsel möglich
Reiselust kann gelebt werden
geringer Zeitaufwand für Putzen
Platzmangel
weniger Privatsphäre
nicht ausreichend Platz für viele Gäste
oft nicht barrierefrei
eingeschränkter Wohnkomfort

Was kostet das Leben in einem Minihaus?

Sanierungsrechner

Energiekosten im Griff – jetzt berechnen und finanzieren

Zum Sanierungsrechner
Die Kosten für ein Tiny House variieren je nach Größe, Ausstattung und Standort. Doch im Vergleich zu einem herkömmlichen Haus ist ein Tiny House günstiger. Denn da die Wohnfläche kleiner ist, werden weniger Materialien und Ressourcen für den Bau und ebenfalls kleineres, meist günstigeres Grundstück benötigt. Zusätzlich ist der Energiebedarf für ein Minihaus geringer, sofern das Tiny House gut gedämmt wurde. Insgesamt sollte für den Bau eines Tiny House Kosten zwischen 30.000 und 70.000 Euro einkalkulieren werden. Zudem sollten Sie die Betriebskosten und Wartungskosten nicht außer Acht lassen.

Leben in einem Tiny House mit Kindern – passt das zusammen?

Ein Kind spielt im Wohnzimmer.
Ein Leben in einem Tiny House ist vor allem als Einzelperson oder als Paar gut geeignet, doch auch für Kleinfamilien umsetzbar. Der Vorteil ist, dass das Kind immer in der Nähe der Eltern sein kann und so viele gemeinsame Momente geteilt werden. Doch je nach Anzahl und Alter der Kinder können Minihäuser eine große Herausforderung darstellen. Denn der gegebene Platz muss auf eine größere Personenanzahl aufgeteilt werden: Neben ausreichend Schlafplätzen, muss auch genügend Stauraum für persönliche Gegenstände geboten werden. Es sollte aber auch genug Platz vorhanden sein, um miteinander Zeit zu verbringen. Parallel sollte dennoch jeder genügend Privatsphäre haben. Dies kann oft zu einem Problem werden, da häufig nicht hinreichend Rückzugsorte sowohl für die Eltern als auch für die Kinder gegeben sind, was wiederrum zu Konflikten und Streit führen kann. Somit ist das Leben in einem Tiny House nicht immer die beste Lösung, vor allem wenn die Familie aus vielen Mitgliedern besteht. Falls man sich dazu entscheidet, mit seiner Familie in ein Tiny House zu ziehen, ist eine sorgfältige Planung und Organisation der Raumteilung essenziell.

Wo kann man im Tiny House leben?

Eigenes Grundstück
Ein Tiny House muss auf einem erschließbaren Grundstück platziert werden. Außerdem müssen alle Regelungen des Bebauungsplans oder, falls vorhanden, auch die der Ortsgestaltungssatzung eingehalten werden. Dies kann in der Praxis oft eine Herausforderung sein, wenn beispielsweise eine Mindestanzahl an Stockwerken gefordert wird.
Tiny House Siedlungen

In der Tiny House Siedlung gibt es eine Vielzahl an Tiny Houses.

Es besteht auch die Möglichkeit in einem Tiny House Dorf zu leben. In Deutschland gibt es mittlerweile einige Tiny House Siedlungen, in denen mehrere Tiny Houses auf einem gemeinsamen Grundstück platziert sind. Zu solchen Siedlungen gehören zum Beispiel das Tiny House Dorf in Mehlmeisel (Bayern), die Tiny-House-Siedlung „Albgau“ (Baden-Württemberg) oder das Tiny House Dorf „Lilleby“ (Hamburg).
Campingplatz

Ein Tiny House steht mitten in der Landschaft.

Das Aufstellen von Tiny Houses zur gelegentlichen Nutzung auf einem Campingplatz ist oft unproblematisch, da die Betreiber oft eine pauschale Aufstellgenehmigung für die einzelnen Parzellen haben. Jedoch kann das dauerhafte Wohnen auf einem Campingplatz aus baurechtlicher Sicht ein Problem darstellen, da sich Campingplätze in „Sondergebieten für Erholungszwecke“ befinden und dort das dauerhafte Wohnen in der Regel nicht erlaubt ist.

Rechtliche Aspekte des Tiny House Living

In Deutschland ist es unter bestimmten Voraussetzungen möglich, in einem Tiny House dauerhaft zu leben, jedoch müssen einige rechtliche Aspekte eingehalten werden. Hier sind die wichtigsten Aspekte zusammengefasst:

  • Baugenehmigung: In Deutschland benötigt man in der Regel eine Baugenehmigung, um ein Tiny House auf einem Grundstück zu bauen oder aufzustellen. Grundvoraussetzung um eine Baugenehmigung zu erhalten, ist, dass das Haus an das öffentliche Straßen- und Wegenetz und ans Versorgungs- und Entsorgungsnetz anbindet.
  • Bauvorschriften: Es gibt in Deutschland Vorschriften für die Konstruktion von Minihäusern, einschließlich der Verwendung von Materialien und der Installation von Elektrik, Gas und Abwasser. Es ist wichtig, diese Vorschriften zu recherchieren und bei der Planung des Tiny Houses zu berücksichtigen.
  • Bebauungsplan: Eine wesentliche Voraussetzung ist, dass das Grundstück, auf dem Sie zukünftig leben wollen, für Wohnzwecke zugelassen ist und dass Tiny Houses in der Region erlaubt sind.
  • Größe: In Deutschland gibt es keine allgemein gültigen Vorschriften für die Größe eines feststehenden Tiny Houses, jedoch können lokale Vorschriften je nach Region unterschiedlich sein. Bei mobilen Minihäusern ist ohne Sondergenehmigung eine Größe von maximal 4 m Höhe, eine Länge von 12 m, eine Breite von 2,55 m und ein Gewicht von 3,5 Tonnen zugelassen.
  • Straßenverkehrsordnung: Wenn das Tiny House mobil ist und auf Rädern steht, müssen die örtlichen Vorschriften für Straßenverkehr und Transport berücksichtigt werden. Ein Tiny House auf Rädern kann als Wohnwagen oder als Ladung betrachtet werden, je nach Bauart. Achten Sie in jedem Fall darauf, dass der Wagen für den Transport zugelassen ist und führen Sie regelmäßige Hauptuntersuchungen beispielsweise beim TÜV durch.
  • Parken: Wenn das Tiny House mobil ist, muss man sicherstellen, dass es legal auf einem bestimmten Parkplatz abgestellt werden kann. Es müssen die örtlichen Regelungen beachtet werden. Auch eine Genehmigung für das Parken kann manchmal nötig sein.

Wichtig

Vorschriften sind häufig je nach Region und Bundesland unterschiedlich. Informieren Sie sich daher ausgiebig über örtlich herrschende Vorschriften und Gesetze, um so Probleme mit Behörden oder Nachbarn zu vermeiden. Um sicher zu gehen, dass Ihr Tiny House den örtlichen Vorschriften entspricht, empfiehlt es sich, einen Fachmann, zum Beispiel einen Architekten oder einen Bauingenieur, bei der Planung und Umsetzung des Tiny Houses miteinzubeziehen.

Das sollten Sie sich vor dem Einzug in ein Tiny House fragen

Sie sehen, es gibt gute Gründe, die für ein Leben in einem Tiny House sprechen, aber auch genügend Aspekte, die dagegensprechen. Bevor Sie überstürzt Ihre Siebensachen packen und in ein kleines Häuschen ziehen, müssen Sie sich daher gut überlegen, ob Tiny House Living auch das Richtige für Sie ist. Dies ist keine leichte Entscheidung. Nehmen Sie sich also ausreichend Zeit, um zu überlegen, ob das Leben in einem solchen Haus für Sie geeignet ist. Hier sind einige Fragen, die Ihnen bei der Entscheidung helfen können:
  • Zwei Menschen sitzen auf der Terrasse ihres Tiny Houses.
    Kommen Sie mit wenig Platz aus?
  • Sind Sie bereit, sich von einem Großteil Ihrer Besitztümer zu trennen?
  • Kommen Sie auch ohne Luxusgegenstände wie einem Trockner aus?
  • Können Sie mit wenig Privatsphäre leben?
  • Haben Sie Kinder und gibt es genug Platz für sie im Tiny House?
  • Haben Sie Haustiere und gibt es genug Platz für sie im Tiny House?
  • Sind Sie ordentlich genug, um in einem Tiny House uneingeschränkt zu leben?
  • Sind Ihre Hobbys mit Ihrem Tiny House vereinbar?
  • Wie stellen Sie sich ihr Leben in 5 bis 10 Jahren vor? Ist es mit einem Tiny House kombinierbar?

Tipp

Machen Sie sich selbst ein Bild, probieren Sie das Leben in einem Tiny House einfach mal aus. Mittlerweile gibt es neben der Möglichkeit in einem Tiny House Urlaub zu machen, einige Hersteller, die Tiny House Living zur Probe anbieten. Dadurch erfahren Sie nicht nur, ob das Leben in einem Tiny House das Richtige für Sie ist, Sie können sich auch einen besseren Gesamteindruck verschaffen, wie Ihr Tiny House aussehen soll.

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