Haus selber bauen: Optionen, Kosten und Anleitung
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Haus selber bauen: Optionen, Kosten und Anleitung

Beim Hausbau können Bauherren auf unterschiedliche Weise selbst mit aktiv werden – etwa indem sie beim Architekten gestalterisch Ideen mit einbringen, Handwerker selbst mit auswählen oder Eigenleistungen erbringen. Wer mitgestaltet und selbst mit anpackt, benötigt dafür die notwenigen Zeitreserven. Ob individuell geplante Häuser oder vorgeplante Fertighäuser günstiger sind, hängt hauptsächlich von den Ansprüchen des Bauherren ab. Bei Eigenleistungen sollten Bauherren den Aufwand und die handwerklichen Fähigkeiten realistisch einschätzen, um böse Überraschungen zu vermeiden.

Sarah Weschenfelder
von Sarah Weschenfelder  in München, aktualisiert 13.10.2023
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Ein Haus selber bauen – was heißt das genau?

Wer ein Haus bauen will, kann innerhalb bestimmter Grenzen bei der Planung mitgestalten und beim Bau mit anpacken. Das Limit setzen dabei die eigenen Fachkenntnisse, die für Eigenleistungen verfügbare Zeitreserve und nicht zuletzt auch gesetzliche Vorschriften. Bestimmte Leistungen wie etwa die Statikberechnung oder Elektroinstallation dürfen nämlich nur von qualifizierten Fachleuten ausgeführt werden. Für das Einbringen eigener Ideen und Leistungen gibt es unterschiedliche Möglichkeiten.

Hausbau mit oder ohne Generalunternehmen

Ein Haus selber bauen? Welche Firmen unterstützen?
Welche Firmen muss ich beim Hausbau beauftragen? Beim Hausbau können Bauherren ein Generalunternehmen mit dem Gesamtprojekt beauftragen. Dieses sucht dann für jedes Gewerk Handwerker aus und vergibt die Leistungen. Damit hat der Bauherr einen zentralen Ansprechpartner.
Mehr Einfluss auf die Auftragsvergabe und Ausführung haben Bauherren, wenn sie die Aufträge selbst vergeben und das Architektur- oder Bauingenieurbüro nur die Aufsicht in Form der Bauleitung übernimmt. Diese Konstellation bietet die Möglichkeit, gezielt persönlich bekannte oder örtliche Handwerker mit einzubinden.

Vorgeplant oder individuell bauen

Wer ein Haus baut, benötigt zwingend einen Architekten oder einen Bauingenieur mit Bauvorlageberechtigung, der den Bauantrag mit unterschreibt. Allerdings gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, eigene Ideen in die architektonische Gestaltung mit einfließen zu lassen.

Vergleichsweise geringe Einflussmöglichkeiten bieten vorgeplante Häuser. Hierbei handelt es sich um vorgefertigte Grundrisse, die sich je nach örtlichen Bauvorschriften und individuellen Vorstellungen noch in gewissem Umfang modifizieren lassen. Der Spielraum für die persönliche Note ist recht gering, doch dafür halten sich bei der Planung Aufwand und Kosten in Grenzen.

Viel individuellen Freiraum bietet das Haus, das ein Architekt in enger Abstimmung mit dem Bauherren nach dessen Vorstellungen und Wünschen entwirft. Enstprechend höher ist jedoch der Aufwand für Entwurf und Feinplanung.

Hausbau mit Einzelgewerkvergabe: Was man selbst machen kann

Bei den so genannten Gewerken handelt es sich um die Tätigkeitsbereiche der einzelnen Bauhandwerker wie beispielsweise Mauerwerk, Elektroinstallation oder Fliesenarbeiten. Je nach handwerklichem Geschick und verfügbarer Zeit können Bauherren mit ihren Familien und Freunden auch selbst mit anpacken und Eigenleistungen erbringen. Eigenleistungen bieten sich vor allem in den Gewerken des Innenausbaus wie Tapezieren und Bodenbeläge verlegen oder bei der Gestaltung der Außenanlagen an, wo der Gesetzgeber keinen Einsatz von Fachhandwerkern vorschreibt.

Für wen kommt das in Frage?

Wer bei der Planung seine eigenen Ideen einbringen oder bei der Durchführung des Hausbaus selbst mit anpacken möchte, braucht vor allem ausreichend Zeit, um den zusätzlichen organisatorischen Aufwand zu bewältigen. Sind auch Eigenleistungen vorgesehen, sollte hierfür neben der Zeitreserve auch handwerkliches Geschick vorhanden sein – schließlich soll in den eigenen vier Wänden auch die Heimwerker-Leistung von bestmöglicher Qualität sein.

Warum sollte man ein Haus selber bauen? Vor- und Nachteile

Was kann ich mir bei einem Neubau leisten und wo kann ich durch eigene Arbeiten Geld sparen?
Der Bau eines selbst mitgestalteten Hauses und das Durchführen von Eigenleistungen hat seine Licht- und Schattenseiten. Vor der Entscheidung sollten Bauherren die nachfolgend aufgelisteten Vor- und Nachteile gründlich überdenken.

Vorteile beim Haus selber bauen:

  • mehr Freiheit und Gestaltungsmöglichkeiten bei der Planung
  • Einbindung örtlicher oder persönlich bekannter Handwerker möglich
  • Eigenleistungen können Kosten einsparen

Nachteile beim Haus selber bauen:

  • größerer Zeitaufwand erforderlich
  • bei Organisation der Bauarbeiten in Eigenregie steigt das Risiko von Zeitverzögerungen durch Planungsfehler
  • Risiko von ungeplanten Kostensteigerungen
  • keine Gewährleistung bei Eigenleistungen

Fertighaus oder selber bauen?

Das Gegenstück zum individuell geplanten Haus ist das Fertighaus, bei dem der Bauherr unter verschiedenen Grundrissvarianten wählen und diese nur eingeschränkt verändern kann.
Ein Fertighaus bietet sich für Bauherren an, die viel Wert auf Kalkulations- und Planungssicherheit legen und bereit sind, dafür Abstriche bei der Individualität zu machen. Dank der weitgehenden Vorfertigung ist der Aufbau schnell bewerkstelligt, sodass sich die Bauzeit im Vergleich zum individuellen Massivhaus deutlich reduziert.
Wer seine ganz eigenen Vorstellungen verwirklichen möchte, nimmt hingegen den Mehraufwand in Kauf und plant ein individuelles Haus – je nach persönlicher Vorliebe als Massiv- oder Holzhaus. Hier gilt es, schon frühzeitig einen umfassenden Kostencheck zu machen und während der Bauphase darauf zu achten, dass die angebotenen Kostenrahmen auch eingehalten werden.

Eigenleistungen im Fertighaus

Viele Fertighaushersteller bieten ihre Häuser als Ausbau- oder Bausatzhaus an. Hierbei können Bauherren zwischen unterschiedlichen Ausbaustufen wählen und einen Teil des Innenausbaus in Eigenleistung erbringen. Häufig handelt es sich dabei um Maler- und Tapezierarbeiten oder Bodenbeläge.

Hausbau selbst planen: Schritt-für-Schritt-Anleitung

Bei der individuellen Planung Ihres Traumhauses sollten Sie strukturiert vorgehen. Hier die wichtigsten Planungsschritte nach dem Erwerb des Grundstücks:
  • Finanziellen Rahmen abstecken. Klären Sie, wie hoch die Gesamtkosten maximal sein dürfen. Denken Sie hierbei auch an die Kaufnebenkosten wie Grunderwerbsteuer und Notargebühren, die Kosten für die Außenanlagen und an eine ausreichende Reserve für ungeplante Kostensteigerungen.
  • Architekt engagieren. Holen Sie gleich zu Beginn einen Architekten mit ins Boot, der erste Entwürfe anfertigt und bei der konkreten Planung des Hauses darauf achtet, dass die für das Grundstück geltenden Vorschriften des Bebauungsplans eingehalten werden.
  • Zeitplan erstellen. Für einen reibungslosen Ablauf der Bauarbeiten muss die Reihenfolge der einzelnen Gewerke sorgfältig geplant werden. Beachten Sie hierbei die notwendigen Zeiträume für die Ausführung und planen Sie Pufferzeiten für eventuelle Verzögerungen ein.
  • Kostenvoranschläge einholen. Mit der frühzeitigen Einholung von Kostenvoranschlägen können Sie einen Kostencheck durchführen und einschätzen, ob sich die Baukosten im vorgesehenen Rahmen bewegen.
  • Baugenehmigung stellen. Liegt der endgültige Bauplan des Architekten vor, können Sie diesen bei der Baubehörde einreichen und die Baugenehmigung beantragen.

Der Hausbau selbst: Ablauf Schritt für Schritt

Baggerarbeiten bei einem Neubau
Wenn die Planung genehmigt ist und die Kostenvoranschläge der ausführenden Unternehmen vorliegen, kann es mit dem Bauen losgehen. Die wichtigsten Schritte beim Hausbau:
  • Handwerker beauftragen. Auf Basis der Kostenvorschläge können nun die Handwerker beauftragt werden.
  • Gewerke koordinieren. Stimmen Sie anhand des Zeitplans mit den einzelnen Unternehmen die Termine für die auszuführenden Arbeiten ab.
  • Baubeginnsanzeige stellen. Spätenstens eine Woche vor dem Baubeginn müssen Sie bei der zuständigen Baubehörde eine Baubeginnsanzeige stellen.
  • Den Bau versichern. Ebenfalls vor dem Beginn der Bauarbeiten sollten Sie die notwendigen Versicherungen abschließen. Dazu zählen in erster Linie die Bauherren-Haftpflichtversicherung sowie die Rohbauversicherung. Wenn Freunde oder Familienmitglieder mithelfen, benötigen Sie für diese Personen eine Bauhelferversicherung bei der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau).
  • Baustelle einrichten. Beim Baustart ist zunächst die Baustelle einzurichten und ordnungsgemäß abzusichern. Idealerweise beauftragen Sie hiermit das Unternehmen, das den Rohbau ausführt.
  • Terminkontrolle und Abnahme. Während der Bauphase gilt es immer wieder, die Einhaltung der Fertigstellungstermine für die einzelnen Gewerke und deren fachgerechte Ausführung zu kontrollieren. Ihr Architekt oder Bauingenieur kann Sie hierbei als Bauleiter unterstützen.
  • Schlussabnahme. Nach Abschluss aller Bauarbeiten steht die Schlussabnahme an – sowohl durch den Bauherren als auch durch die behördliche Bauaufsicht, die prüft, ob das Bauwerk mit den Plänen im Bauantrag übereinstimmt und ob die gesetzlichen Vorgaben bei Brand-, Wärme- und Schallschutz eingehalten werden.

Kosten: Ist es günstiger, ein Haus selber zu bauen?

Wie teuer das Eigenheim wird, hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab. So können Bauweise, Größe, die beim Innenausbau verwendeten Materialien oder die Komplexität der Haustechnik die Gesamtkosten maßgeblich beeinflussen. Da dies sowohl für Fertighäuser als auch für individuell geplante Häuser gilt, lässt sich nicht pauschal sagen, ob ein selbst geplantes Haus preisgünstiger oder teurer ist als ein standardisiertes Haus.

Wo Sie mit Eigenleistung beim Hausbau sparen können

Die „Muskelhypothek“ ist ein beliebtes Mittel, um die Kosten beim Hausbau zu senken. Die nachfolgende Tabelle zeigt, welches Einsparpotenzial für handwerklich begabte Laien möglich ist.

Durchzuführende Arbeiten Einsparpotenzial
Maler- und Tapezierarbeiten ca. 60 bis 80 % der Gesamtkosten
Fliesen verlegen Handwerkerlohn, ca. 30 bis 40 Euro pro Quadratmeter
Laminat oder Fertigparkett verlegen Handwerkerlohn, ca. 30 bis 40 Euro pro Quadratmeter
Außenanlagen Einsparungen hängen stark von der individuellen Gestaltung ab

Tipps für das Gelingen des Hausbauprojekts

Wenn Sie Kosten und Termine sorgfältig geplant haben, mit zuverlässigen Handwerkern zusammenarbeiten und dank regelmäßiger Kontrollen eventuelle Fehler frühzeitig erkennen, sind schon die wichtigsten Voraussetzungen für das Gelingen des Bauprojektes erfüllt. Darüber hinaus sollten Sie noch einige spezielle Punkte beachten.

Bauverzögerungen berücksichtigen

Arbeiten auf dem Dach
Bei Handwerkerleistungen kann es immer mal wieder zu Verzögerungen kommen – sei es aufgrund von Materialmangel, Personalproblemen oder Planungspannen. Weil viele Arbeiten oft erst nach Fertigstellung des vorhergehenden Gewerkes beginnen können, sollten Sie zwischen den einzelnen Gewerken Pufferzeiten einplanen, um bei Verzögerungen eine Kettenreaktion zu vermeiden.

Eigenleistung richtig einschätzen

Achten Sie bei der Planung von Eigenleistungen darauf, dass Sie Ihre eigenen Kapazitäten und die Ihrer Helferinnen und Helfer nicht überschätzen. Rechnen Sie die erforderlichen Stunden beziehungsweise Arbeitstage zusammen und klären Sie, ob dieses Pensum auch wirklich zu schaffen ist.

In finanzieller Hinsicht sollten Sie bei den Eigenleistungen nicht vergessen, dass Sie die notwendigen Materialien auf eigene Rechnung kaufen müssen – die tatsächliche Ersparnis bezieht sich im Regelfall nur auf den Handwerkerlohn.

Diese Arbeiten sollten Sie nicht selbst machen

Bei den Eigenleistungen sollten Sie sich auf die Bereiche beschränken, bei denen Fehler ungefährlich und gut korrigierbar sind. Diese Grundregel gilt nicht nur aufgrund der Sicherheit, sondern auch weil es bei Eigenleistungen keine Gewährleistung gibt – wenn beispielsweise selbst eingebaute Fenster undicht sind und später Schimmel verursachen, können Sie keinen Handwerker dafür zur Verantwortung ziehen.

Abzuraten sind Eigenleistungen bei folgenden Arbeiten:

  • alle Bauarbeiten, die direkt die Außenhülle des Gebäudes betreffen, also Fassade, Dämmung, Fenster und Dach,
  • alle Arbeiten an statisch wichtigen Elementen des Gebäudes sowie
  • Heizungs-, Wasser- und Elektroinstallation

Fazit: Haus selber bauen – ja oder nein?

Ein fertige Haus mit viel verarbeitetem Holz
Ob für Sie eher der Haustyp Fertighaus, ein standardisiertes Massivhaus oder ein individuell geplantes Haus in Frage kommt, hängt letztlich von Ihren Prioritäten ab. Wenn Ihnen die persönliche Gestaltungsfreiheit so wichtig ist, dass Sie dafür mehr Zeit und gegebenenfalls auch mehr Geld investieren wollen, sind Sie eher der Typ für die Planung in Eigenregie. Legen Sie hingegen Wert auf möglichst wenig Zeitaufwand bei Planung und Bau, kommt eher ein Fertighaus oder ein Baupartner mit komplettem Planungs- und Ausführungsservice in Frage.

Bei den Eigenleistungen kommt es am Ende sowohl auf die eigenen handwerklichen Fähigkeiten als auch auf das vorhandene Zeitbudget an. Hier gilt es die Möglichkeiten realistisch einzuschätzen, um eine Überforderung oder die teure Nachbeauftragung von Handwerkern zu vermeiden.

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