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Lexikon mit Fachbegriffen aus der Baufinanzierung und Immobilienfinanzierung

Zinsänderungsrisiko

Definition und Einfluss nehmende Faktoren

Das Zinsänderungsrisiko beschreibt die Möglichkeit der Anpassung des Zinssatzes eines Finanzproduktes an den augenblicklich vorherrschenden Marktzins. Der Marktzins unterliegt einer ständigen Schwankung, die von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Die Konjunktur hat beispielsweise einen direkten Einfluss auf den Marktzins. Je nachdem wie viel produziert wird, steigt oder sinkt die Nachfrage nach Kapital und dementsprechend erfolgt auch die Anpassung der Zinsen nach oben oder unten. Auch die Inflation und die damit einhergehenden geldpolitischen Maßnahmen beeinflussen den Marktzins: bei einer erwarteten Inflationssteigerung werden die Zinsen erhöht, um den daraus resultierenden Kaufkraftverlust auszugleichen. Erfolgt also eine Anpassung des Marktzinssatzes nach oben, kann dies negative Auswirkungen auf Darlehensnehmer haben, da auch der Zinssatz des Darlehens nach oben korrigiert wird. Somit entsteht eine höhere Zinsbelastung für Darlehensnehmer.

Verträge ohne Zinsänderungsrisiko für Darlehensnehmer

Um eine Zinsanpassung, die zur Erhöhung des Zinssatzes eines Darlehens führt, zu vermeiden, kann ein Darlehen mit einer Sollzinsbindung abgeschlossen werden. Hier bleibt der Zinssatz während der Laufzeit des Darlehens unverändert und wird nicht an den Marktzins angepasst. Die Laufzeit dieses sogenannten Festzinsdarlehens wird individuell mit dem Kreditgeber bestimmt. Hier gibt es die Möglichkeit eines Annuitäten- oder Volltilgerdarlehens. Bei ersterem wird der Zinssatz für einen bestimmten Zeitraum festgeschrieben. Nach Ablauf ist eine Restschuld zu begleichen, die dann allerdings wieder dem vorherrschenden Marktzins unterliegt. Beim Volltilgerdarlehen wird die Tilgung der gesamten Darlehenssumme geplant. Festzinsdarlehen garantieren erhöhte Planungssicherheit und Schutz vor ansteigenden Zinsen. Die Einstiegskonditionen fallen allerdings häufig etwas schlechter aus als bei einem Darlehen mit variabler Zinsbindung, da der Kreditgeber für die Zinsgarantie einen Aufschlag verlangt. Wird ein Festzinsdarlehen allerdings unter Vorherrschen eines vergleichsweise hohen Marktzinses abgeschlossen, besteht die Möglichkeit, dass Darlehensnehmer bei sinkendem Zinssatz weiter höhere Zinsen bezahlen, da dies vertraglich so festgehalten wurde.

Verträge mit eingeschränktem Zinsänderungsrisiko für Darlehensnehmer

Möchten Darlehensnehmer mehr Flexibilität bei der Planung, dem Zinsänderungsrisiko allerdings nur begrenzt ausgesetzt sein, so kann ein Cap-Darlehen abgeschlossen werden. „Cap“ steht hier für „Deckel“ und bezieht sich auf eine festgelegte Obergrenze, die das Steigen der Zinsen nach oben begrenzt. Diese Art von Darlehen zählt zu den variablen Darlehen und beinhaltet keine Zinsbindung. Der Zinssatz unterliegt somit den Veränderungen der Zinslandschaft und wird alle sechs Monate angepasst. Steigen in dieser Zeit die Zinsen, trägt der Darlehensnehmer das Risiko und muss einen höheren Zinssatz bezahlen, allerdings nur bis zur vereinbarten Cap-Grenze. Diese Grenze wird bei Vertragsabschluss für einen Zeitraum von meist mehreren Jahren festgelegt. Seltener wird auch eine Untergrenze festgelegt, mit der sich der Kreditgeber absichern möchte.

Verträge mit vollem Zinsänderungsrisiko für Darlehensnehmer

Bei Abschluss eines variablen Darlehens, auch Gleitzinsdarlehen genannt, kommt ein volles Zinsänderungsrisiko  für Darlehensnehmer zum Tragen. Hier gibt es keinerlei Zinsbindung und die zu zahlenden Zinsen passen sich an den aktuell vorherrschenden Marktzins an. Eine Anpassung erfolgt, anders als beim Cap-Darlehen, alle drei Monate. Steigt also der Marktzins stark an, schlägt sich dies quartalsmäßig durch höhere Kosten für Darlehensnehmer nieder. Eine Planungssicherheit ist somit nicht gegeben, da sich durch diese Vorgehensweise die monatlichen Raten je nach Zinsentwicklung auch fortlaufend ändern können. Darlehensnehmer tragen in diesem Fall das volle Risiko, werden aber auch mit einer höheren Flexibilität belohnt. Die Einstiegskonditionen sind meist günstiger als bei Festzinsdarlehen. Außerdem gibt es keine Laufzeit und das Festzinsdarlehen kann mit einer kurzen Kündigungsfrist zu jedem Zeitpunkt voll getilgt werden.

Zinsänderungsrisiko aus Sicht der Banken

Banken sind dem Zinsänderungsrisiko genauso ausgesetzt wie Kreditnehmer. Ihr Zinsänderungsrisiko verhält sich allerdings umgekehrt proportional zu dem der Kreditnehmer. Bei einem Finanzprodukt mit festem Zinssatz und langer Zinsbindung besteht für den Kreditgeber ein Verlustrisiko, falls der Marktzins ansteigt, dem Kunden aber niedrigere Zinsen über einen längeren Zeitraum garantiert wurden. Dies gleichen Banken meist durch einen von Anfang an höheren Zinssatz, hohe Vorfälligkeitsentschädigungen und sehr begrenzte Sondertilgungsmöglichkeiten aus, um Kreditnehmer an die vollständige Laufzeit zu binden.

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