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Lexikon mit Fachbegriffen aus der Baufinanzierung und Immobilienfinanzierung

EURIBOR

Was ist Euribor?

Bei Euribor handelt es sich um einen Zinssatz, welcher im Durchschnitt von den europäischen Panel-Banken bei Gewährung von Anleihen untereinander fixiert wird. Übersetzt wird Euribor mit "Euro Interbank Offered Rate". Die sogenannten Panel-Banken sind die Kreditinstitute, welche eine erstklassige Kreditwürdigkeit haben. Die Auswahl dieser Banken erfolgt durch den Beratungsausschuss der Europäischen Bankenvereinigung.

Für die Festsetzung der Euribor-Werte wird lediglich der mittlere Bereich der gemeldeten Werte berücksichtigt. Aus diesem Grund werden die höchsten und niedrigsten 15 Prozent der gemeldeten Werte nicht mit in die Berechnung einbezogen. Die Fixierung der Euribor-Werte erfolgt täglich um 11.00 Uhr nach der Central European Time. Nach Festlegung werden die Zahlen an alle teilnehmenden Partner sowie die internationale Presse weitergeleitet.

Die aktuellen Euribor-Werte sind öffentlich einsehbar. In vielen Fällen wird von einem Euribor-Zinssatz gesprochen. Diese Darstellungen sind nicht exakt, da es fünf unterschiedliche Euribor-Zinssätze gibt. Diese werden mit verschiedenen Laufzeiten berechnet und dargestellt. Die zeitliche Unterscheidung reicht von einer Woche, über einen Monat bis zu einem Jahr. In der Vergangenheit gab es 15 Euribor-Werte, welche dann reduziert worden.

An dem Euribor hängen zahlreiche Finanzkontrakte wie bspw. börsengehandelte und OTC-Derivate, Anleihen, Kredite, Verbriefungen, Geldmarktprodukte und Einlagen. Die Werte, welche in den Euribor einfließen betragen mehrere hundert Billionen Euro.

Wie erfolgt die Ermittlung?

An jedem Werktag werden durch die Panel-Banken die Angebotssätze an einen speziellen Finanzdienstleister übermittelt. Die Übermittlung erfolgt immer bis 10.45 Uhr. Der Zinssatz wird dann bis auf drei Nachkommastellen exakt ermittelt. Im Vergleich zu dem Euribor-Zinssatz erheben die Banken im Regelfall mindestens einen Aufschlag von 0,5 Prozent bei der Kreditvergabe. Die Höhe des Zinssatzes wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Dazu zählen unter anderem die aktuellen Entwicklungen des Wirtschaftswachstums, die Entwicklung der Inflation, die Kreditwürdigkeit der Banken, sowie das Vertrauen der Kreditinstitute untereinander und der Verbraucher gegenüber den Banken.

Besonders relevant für die Finanzmärkte ist der 3-Monats-Euribor. Dieser Wert wird im Regelfall als Referenzzinssatz für verschiedene Finanzinstrumente genutzt.

Warum kam es zu der Einführung des Euribor?

Im Rahmen der Einführung der Gemeinschaftswährung Euro entstand auch ein gemeinsamer Finanzmarkt. Somit wurde es Kreditinstituten ermöglicht, ohne die Umrechnung von Währungen Geld zu leihen. Die Einführung des Euribor wurde im Jahr 1999 vollzogen. Initial verantwortlich waren neben der Europäischen Bankenverbindung die weltweit agierende Financial Market Association. Vor der Einführung des Euribor war der Aibor des bekannte und gebräuchliche Referenzzinssatz. Der "Amsterdam Interbank Offered Rate" wurde mit dem Euribor abgelöst.

Welche weiteren Referenzzinssätze gibt es im Finanzraum Europa?

Neben dem Euribor gibt es bspw. den Eonia. Dieser Wert legt den durchschnittlichen Zinssatz über Nacht fest. Übersetzt wird der Eonia mit "Euro Over Night Index Average".

Der Libor (London Interbank Offered Rate) ist ein alternativer Referenzzinssatz, welcher in verschiedenen Währungen berechnet wird.

Ergänzend dazu gibt bzw. es in der Vergangenheit diverse nationale Referenzzinssätze, wie zum Beispiel den deutschen Fibor. Dabei handelte es sich um die "Frankfurt Interbank Offered Rate".

Warum ist es erforderlich, den Zinssatz des Euribor zu kennen?

Die hohe Relevanz des Euribor zeigt sich unter anderem dahingehend, dass die Konditionen, zu denen sich die Kreditinstitute Geld leihen, einen großen Einfluss auf die kundenspezifischen Konditionen haben. Der Euribor ist Einflussfaktor für Hypotheken und zudem auch maßgeblich für die Konditionen von kurzfristigen Krediten. Mit dem Euribor ist zudem bekannt, in welcher Höhe Festgeld maximal verzinst wird.

Insbesondere bei den Geschäften zwischen Banken und Kunden in Bezug auf Sparanlagen zeigt sich die Wirkung des Euribor. Egal ob sich die Kreditinstitute von Kunden oder von anderen Kreditinstituten Geld leihen in Form von verschiedenen Sparmöglichkeiten ist die Rückzahlung inklusive Zinsen erforderlich. Üblicherweise sind die Zinsen, welche zurückgezahlt werden müssen, geringer als die Zinsen des Euribor. Insofern ein Bank Geld an eine andere Bank verleiht, welches selbst von Sparern geliehen ist, kann die Differenz zwischen dem geringeren Sparzins sowie dem höheren Zins des Euribor als Gewinn verzeichnet werden. Die Wirkung des Euribor hat unmittelbaren Einfluss auf die Sparzinsen, sodass bspw. bei sinkenden Zinsen des Euribor auch die Zinsen für die Sparer sinken.

Was sind Alternativen?

Der Euribor wird teilweise kritisch betrachtet. Verantwortlich für die Kritik ist in vielen Fällen die Datenbasis, welche dem Euribor zu Grund liegt. Während der Finanzkrise ist die Liquidität im unbesicherten Interbanken-Geldmarkt stark gesunken. Aus diesem Grund fehlt eine solide Unterlegung der Benchmarks mit Markttransaktionen. In der Vergangenheit kam es zudem zu Manipulationen durch falsche Quotierungen. Ein weiterer Kritikpunkt ist die sinkende Bereitschaft der Banken sich als Panel-Bank aufstellen zu lasen. Kommt es zu einer falschen Quotierung kann im Rahmen von notwendigen Überprüfungen nicht ausgeschlossen werden, dass hohe Strafen ausgesprochen werden.

Um das Risiko von Manipulationen zu reduzieren und die Akzeptanz eines Referenzzinssatzes zu erhöhen, wird immer wieder über Alternativen zu dem Euribor nachgedacht. Als Rahmenwerk für die Festlegung eines finanziellen Benchmarks wurden im Jahr 2013 bereits die "Principles for Financal Benchmarks" eingeführt. Die auch als "IOSCO 19" bezeichneten Prinzipien wurden in Europäisches Recht überführt.

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